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Stuttgart, Marienplatz 12

Marienplatz 12

Stuttgart

Auftraggeber
Regierungspräsidium Stuttgart, Referat 86, Denkmalpflege
Datum
Juli 2013
Leistung
Bauhistorische und restauratorische Kurzuntersuchung

Das ehemalige Dachatelier mit Gaube ist Teil eines exponierten Baukörpers, der sich zentral über der fünfgeschossigen Dreiflügelanlage erhebt.
Das Bauvorhaben eines Dachateliers gab es bereits beim ersten Baugesuch. Die klare Idee des lichtdurchfluteten Raums, mit unverhältnismäßig großem Eisen-Glas-Körper nach Nordosten und erhabenem Rundumblick in Richtung Stuttgarter Innenstadt wurde aber erst während des Bauprozesses zeichnerisch festgehalten, in einem veränderten Baugesuch von 1912 genehmigt und in der Folgezeit, noch vor dem ersten Weltkrieg umgesetzt.

Ansicht Fassade Nordostansicht aus dem Baugesuch von 1912

Die bauzeitliche Dachstuhlkonstruktion im 2. Dachgeschoss über dem Atelier hat die Zeit bis heute überdauert, was eine komplette Zerstörung im 2. Weltkrieg ausschließt. Jedoch ist anzunehmen, dass die Glasscheiben der Dachgaube, der Wucht von Bombentreffern in den seitlichen Gebäudeflügeln nicht Stand hielten und bei den Luftangriffen auf Stuttgart zerstört wurden. In der Folgezeit wurde der Rückbau der Eisenkonstruktion durchgeführt, deren abgesägte Pfosten und die verputze Konstruktion der Deckenrundung bis heute erhaltene Fragmente der bauzeitlichen Konstruktion sind.

Restbefunde Dachstuhl Fragmente der Eisenträgerkonstruktion im Traufbereich

Die noch vorhandenen Fußpunkte der Gaube und die oberen Anschlusspunkte (Balkenschuhe), ermöglichen mit den Erkenntnissen von Eingabezeichnungen und vergleichbaren Beispielen aus der Moderne, die Nachzeichnung des ehemaligen Gaubenverlaufs. Die vertikale Außenwand verbindet sich über eine rundgebogene, gläserne Ecke mit dem Gaubendach, das sich in Neigung und Kubatur der umliegenden, ziegelgedeckten Dachfläche anfügt.

Querschnitt Dachstuhl Der gemessene Querschnitt des Dachateliers

Dieselben konstruktiven und gestalterischen Merkmale der gläsernen Gaube lassen sich bei Henry van de Veldes Ateliergebäudes der Kunstschule in Weimar (Baujahr 1904 – 1911) wiederfinden. Ein weiteres Beispiel, das bis in die Gegenwart Bestand hat, befindet sich im Stuttgarter Osten in der Ameisenbergstraße.